Es steht außer Frage, dass (nicht nur) die deutsche Öffentlichkeit es der rechtspopulistischen Agitation in den letzten Jahren sehr leicht gemacht hat – man überließ der Rechten das Agendasetting fast kampflos, es gab auf allen Kanälen Gratis-Airtime satt und obendrein noch endlose Möglichkeiten, sich als tabubrechendes Opfer zu inszenieren. Per Leo, Maximilian Steinbeis und Daniel-Pascal Zorn sind mit ihrem vieldiskutierten Buch Mit Rechten reden angetreten, die Bedingungen für diesen Erfolg der Rechten herauszuarbeiten und einen besseren, ruhigeren, rationaleren Umgang vorzuschlagen, der es den Rechten weniger leicht machen soll. Weil ihre Fehlerdiagnose aber äußerst einseitig und verkürzt ausfällt, ist die von ihnen vorgeschlagene Gegenstrategie, die Rechten einfach mal mit Gegenargumenten zu überraschen, eher geeignet, das Problem zu verschärfen als es zu lindern. Tatsächlich legen sie auf 180 Seiten nicht ein einziges erfahrungsbasiertes Indiz dafür vor, dass diese Strategie funktionieren könnte.
Mit Katapulten im Glashaus. Ein unredlicher Streit über den unredlichen Umgang mit einem Zitat von Necla Kelek
Floris Biskamp
Seit einigen Tagen wird in diversen Medien über die zweifelhafte Karriere eines Zitats von Necla Kelek gestritten. Was Keleks Kritiker_innen da mit ihren Sätzen angestellt haben, ist zweifelsohne unredlich. Wer aber die Unredlichkeit Anderer kritisiert, sollte doch selbst zur Abwechslung einmal redlich sprechen. „Mit Katapulten im Glashaus. Ein unredlicher Streit über den unredlichen Umgang mit einem Zitat von Necla Kelek“ weiterlesen
Was darf man als Mann überhaupt noch? Der Fall Roy Moore gibt Antworten
Viele Männer fragen sich selbst und die feuilletonistische Öffentlichkeit dieser Tage voller Unruhe: Was darf man als Mann überhaupt noch tun, wie kann man sich Frauen überhaupt noch annähern, ohne Gefahr zu laufen, dass einem die hysterisch-feministische PC-Mafia anschließend Leben und Karriere zerstört? Solange diese Fragen nicht beantwortet sind, stellt jedes Flirten, jedes Kompliment, jeder Blick ein nicht einzuschätzendes Wagnis dar!
Doch zum Glück gibt es nun erste Antworten, zum Beispiel durch den Fall von Roy Moore (Republikaner aus Alabama): „Was darf man als Mann überhaupt noch? Der Fall Roy Moore gibt Antworten“ weiterlesen
Gayatri Spivaks überraschender Wille zur Wahrheit. Warum Rassismuskritik es sich mit Spivak-Zitaten nicht zu einfach machen sollte
Floris Biskamp
Eine Frage, die nicht nur in feministischen und rassismuskritischen Kontexten immer wieder zu Kontroversen führt, ist die nach dem Sprechen über die Geschlechterverhältnisse der (kulturell) Anderen. Insbesondere wird darüber gestritten, unter welchen Bedingungen man eine Darstellung islamischer Geschlechterverhältnisse als Kritik patriarchalischer Herrschaft willkommen heißen und unter welchen Bedingungen als Beitrag zur Stigmatisierung einer Minderheit zurückweisen soll. Weil Gayatri Spivaks Satz „White men saving brown women from brown men” dabei von rassismuskritischer Seite oftmals zitiert wird, um Diskurse als rassistisch auszuweisen, gehe ich diesem Satz in Spivaks Werk nach und rekonstruiere, nach welchen Kriterien sie selbst ihn verwendet. Dabei komme ich zu dem Schluss, dass sie für ihre Urteile eine weitaus aufwändigere Beweisführung leistet, als es in der Rassismuskritik oft üblich ist.
Misstraut Euch! Warum Sama Maani es der linken „Islamkritik“ zu einfach macht
Floris Biskamp
In einer Diskussion mit Sama Maani habe ich die These vertreten, dass er es seinen Leserinnen[1] allzu einfach macht, Legitimität für die eigene „Islamkritik“ zu beanspruchen. Der Grund dafür ist ein meines Erachtens verkürztes Verständnis von Rassismus, dem ich mein Verständnis von antimuslimischem Rassismus entgegenstelle. Untenstehend ist das überarbeitete Vortragsmanuskript dokumentiert.
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Interessenkonflikte sollten nicht verleugnet, sondern von links bearbeitet werden. Ein kurzer Nachtrag zu Lafontaines zynischer Wahlanalyse
Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht fordern im Namen der sozialen Gerechtigkeit und des Kampfes gegen die AfD, dass die Partei Die Linke eine restriktivere Linie in der Flüchtlingspolitik vertreten soll. Diese Forderung ist ohne Wenn und Aber zurückzuweisen. Dabei sollte der von beiden angesprochene Konflikt zwischen einer offenen Migrationspolitik und den Interessen von Teilen der Bestandsbevölkerung aber nicht naiv verleugnet, sondern von links bearbeitet werden.
Petrys Optionen. Erste Überlegungen zu Frauke Petrys Ausstieg aus der Bundestagsfraktion
Ein paar vorläufige Gedanken, die sich wahrscheinlich größtenteils als falsch herausstellen.
Floris Biskamp
Frauke Petry steigt also mit erhobenen Mittelfingern aus der AfD-Bundestagsfraktion aus, nimmt ihr Mandat anscheinend mit, äußert sich aber nicht bezüglich ihres Parteivorsitzes oder ihrer Parteimitgliedschaft. Nachdem die Rechten ihr in Köln ihre Marginalität vorgeführt haben, ist das so ziemlich das letzte Power-Move, das ihr noch zur Verfügung stand, aber was jetzt?
Neuer Text über „Beißreflexe“: Das falsche Buch zur richtigen Zeit
Warum hat „Beißreflexe“ einen Nerv getroffen? Und welcher Nerv ist das eigentlich? Warum sind das Buch und die anschließende Debatte so destruktiv? Und wie könnte eine bessere Debatte aussehen?
Für die „Texte zur Kunst“ habe ich diese Fragen noch einmal kurz reflektiert.
Wenn dieses Flugzeug von Aliens entführt wird…

Wenn dieses Flugzeug von Aliens entführt wird, gibt es bald
1. eine ganze Reihe von freien Stellen an soziologischen Instituten in Deutschland,
2. eine außerirdische Gesellschaft, deren Wissen über Erdenmenschen auf einer grob verzerrenden Stichprobe beruht
und
3. genervte außerirdische Wissenschaftlerinnen, die wirklich nicht vorhatten, sich von ihren Testobjekten über korrektes Sampling belehren zu lassen.
Eine Rassismusdebatte als Teekesselchen-Spiel – Butler, Hark und Schwarzer in der Zeit
Wenn Judith Butler und Sabine Hark auf der einen, Alice Schwarzer auf der anderen Seite sich wechselseitig Rassismus vorwerfen, ist das in jedem Falle ein Ereignis. Es könnte auch der Ausgangspunkt für eine produktive Debatte über Rassismus und Feminismus sein, stellt sich bislang aber eher als kontroverses Teekesselchen-Spiel dar.
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