Mit Neuen Rechten reden?

Im Rahmen einer vom Arbeitskreis Neue Rechte der Tübinger Fachschaft Politik organisierten Podiumsdiskussion debattierte ich am 18. Dezember mit Alice Blum und Thomas Wagner darüber, ob und wie man in sozialwissenschaftlicher Forschung und politischer Öffentlichkeit „Mit Neuen Rechten reden“ sollte. Im Folgenden eine ausformulierte Version meines Spickzettels. „Mit Neuen Rechten reden?“ weiterlesen

Eine strukturschwache These. Oder: Warum es sich manchmal lohnt, Deutschlandkarten zu zerschneiden

Immer wieder liest und hört man, die AfD sei gerade “in strukturschwachen und abgehängten Regionen” insbesondere Ostdeutschlands stark – auch beim DVPW-Kongress in Frankfurt in der vergangenen Woche hörte ich die Formulierung mindestens zwei Mal. Bei genauerem Hinschauen erweist sich diese oft als selbstverständlich vorausgesetzte These als zweifelhaft: Betrachtet man Ost und West getrennt, ist die AfD gerade in relativ strukturstarken Regionen auffällig erfolgreich. „Eine strukturschwache These. Oder: Warum es sich manchmal lohnt, Deutschlandkarten zu zerschneiden“ weiterlesen

Populismus muss nicht antipluralistisch, Demokratie nicht liberal sein. Zwei Thesen von Jan-Werner Müller und die falschen Schlüsse, die aus ihnen gezogen werden

 

Ich habe keine Strichliste geführt, aber meiner gefühlten, durch meine Panelauswahl hoch selektiven Empirie zufolge ist Jan-Werner Müller der bislang (Stand: Mittwoch 11:19 Uhr) meistzitierte Theoretiker beim diesjährigen DVPW-Kongress Die Grenzen der Demokratie: Er wurde im gestrigen Panel Democratic Anxieties zitiert, er wurde in der Podiumsdiskussion während der Eröffnungsveranstaltung zitiert und er wurde in der heutigen Rede des Bundespräsidenten zitiert. Zitiert werden (nicht nur diese Woche in Frankfurt)) insbesondere zwei miteinander verknüpfte Thesen, aus denen immer wieder falsche Schlüsse gezogen werden. Ich rekonstruiere diese Thesen und die mit ihnen verbundenen Probleme hier nicht aus Müllers Buch Was ist Populismus?, sondern stelle sie bezogen auf die Art und Weise dar, auf die sie zitiert und benutzt werden.

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Symbolic Slaps and Effective Symbolism: Beitrag für Wise Europa

Für den polnisch-deutschen Blog WiseEuropa habe ich einen Beitrag über den Konflikt zwischen der Europäischen Union und den sich illiberalisierenden Demokratien Mitteleuropas verfasst, den man hier nachlesen kann. Aufgrund der Zeichenvorgabe hat es leider nicht jede meiner differenzierenden Volten in die finale Fassung geschafft. Diese hier ist mir noch wichtig, weshalb ich sie ergänzen möchte:

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Populismus, Globalisierung, Demokratie. Unter welchen Bedingungen kann populistische Mobilisierung ein Korrektiv gegen globalisierungsbedingte Demokratiedefizite sein?

Der folgende Text ist eine überarbeitete Version des Manuskripts für meinen Beitrag zum Workshop Probleme der Demokratie in Zeiten der Globalisierung, der am 29. und 30. Juni 2018 an der Universität Kassel stattfand. In dem Beitrag diskutiere ich die Frage, ob und unter welchen Bedingungen populistische Mobilisierung zur Korrektur globalisierungsbedingter Demokratiedefizite beitragen kann. Ich danke den Teilnehmer_innen des Workshops für ihre Hinweise und Kritik, die ich bei der Überarbeitung aufnahm.

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Kritik zurückgezahlt in Raten #2 – Sonderzahlung: Zitieren und lügen

Meine Thesen zu Islamdebatten zwischen antimuslimischem Rassismus und demokratischer Kritik sind in den letzten Jahren mehrfach kritisiert worden. In längeren Texten tat dies schon vor drei Jahren Jan Huiskens, zuletzt taten es auch Sama Maani [1 2 3 4] und Felix Perrefort; darüber hinaus wurde Kritik auch in kürzeren Passagen oder in sozialen Medien formuliert. Anstatt eine umfassende Antwort in einem langen Text zu formulieren, zahle ich die Kritik in Raten zurück: Ich nehme jeweils einen einzelnen Aspekt heraus und gehe darauf in einem Blogbeitrag ein, wobei ich die strittigen Aspekte meiner Position zu begründen versuche. In dieser zweiten, außerplanmäßigen Rate gehe ich auf Felix Perreforts Zitationspraxis ein.

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Aber wir sind doch alle ratlos! Über den wenig würdevollen Kampf für Alexander Gaulands Menschenwürde

Nicht nur Jochen Bittner zeigt sich empört über die Verbreitung eines Bildes von Alexander Gauland in Badehose. Aber es besteht kein Anlass zur Sorge: Auch wenn Gauland wenig würdevoll dargestellt wird und Bittner nicht sehr würdevoll agiert, ist ihre Menschenwürde doch nicht gefährdet.

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Können wir bitte aufhören, distinktionsgeile, klassistische Lästereien als subversives Lachen gegen rechts zu verkaufen?

Es gibt viele gute Gründe über Rechte zu lästern und zu lachen. Wer eine Politik betreibt, die systematisch darauf zielt, ganze Gruppen von Menschen herabzuwürdigen, zu marginalisieren und zu diskriminieren, hat jede Kritik verdient, auch spöttische und polemische. Allzu oft geht jedoch etwas als lustige Kritik gegen rechts durch, das in erster Linie etwas ganz anderes ist, nämlich distinktionsgeile, klassistische Lästerei über weniger privilegierte Milieus. In den entsprechenden Witzen werden Rechte dann als dumme, faule, ungebildete, arbeitslose, hässliche, fette Nichtsnutze dargestellt, die über ihre eigene Unzulänglichkeit hinwegtäuschen wollen, indem sie gegen Andere hetzen.

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Wer ist “hysterisch”? Über die rege Phantasie der um Uwe Tellkamp besorgten Bürger

Nachdem Uwe Tellkamp sich erst hetzerisch in Sachen Migrationspolitik äußerte und kurze Zeit darauf die entsprechend ausgerichtete „Erklärung 2018“ unterzeichnete, steht er im Zentrum einer aufgeregten öffentlichen Debatte. Am erregtesten und irrationalsten treten dabei ironischerweise diejenigen auf, die eine angebliche „Hysterie“ in den Reaktionen auf Tellkamps Äußerungen monieren.

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I’d show you everywhere you’re wrong but I’m never talking to you again. Über „Mit Rechten reden“

Es steht außer Frage, dass (nicht nur) die deutsche Öffentlichkeit es der rechtspopulistischen Agitation in den letzten Jahren sehr leicht gemacht hat – man überließ der Rechten das Agendasetting fast kampflos, es gab auf allen Kanälen Gratis-Airtime satt und obendrein noch endlose Möglichkeiten, sich als tabubrechendes Opfer zu inszenieren. Per Leo, Maximilian Steinbeis und Daniel-Pascal Zorn sind mit ihrem vieldiskutierten Buch Mit Rechten reden angetreten, die Bedingungen für diesen Erfolg der Rechten herauszuarbeiten und einen besseren, ruhigeren, rationaleren Umgang vorzuschlagen, der es den Rechten weniger leicht machen soll. Weil ihre Fehlerdiagnose aber äußerst einseitig und verkürzt ausfällt, ist die von ihnen vorgeschlagene Gegenstrategie, die Rechten einfach mal mit Gegenargumenten zu überraschen, eher geeignet, das Problem zu verschärfen als es zu lindern. Tatsächlich legen sie auf 180 Seiten nicht ein einziges erfahrungsbasiertes Indiz dafür vor, dass diese Strategie funktionieren könnte.

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