Am Wochenende findet in Riesa der 16. Bundesparteitag der Alternative für Deutschland statt. Anlass sind die vorgezogenen Bundestagswahlen im Februar, im Mittelpunkt stehen entsprechend die Wahl der Kanzlerkandidatin (laut Tagesordnung im generischen Maskulinum: „des Kanzlerkandidaten“), das Wahlprogramm und die Wahlkampagne. Personalfragen werden keine große Rolle spielen – Weidels Nominierung als Kanzlerkandidatin ist unumstritten, der Vorstand muss erst 2026 neu gewählt werden und die Wahllisten werden in den Landesverbänden aufgestellt. Hier sind zehn Dinge, auf die ich am Wochenende achte.
„Zehn Dinge, auf die ich beim AfD-Bundesparteitag achte“ weiterlesenSteuersenkungen für Reiche, ungedeckte Schecks für Rentner:innen und ein schlechteres Leben für Bürgergeldempfänger:innen. Über die Wirtschafts- und Sozialpolitik im aktuellen AfD-Entwurf für ein Bundestagswahlprogramm
Am 11. und 12. Januar kommt die AfD in Riesa zu ihrem 16. Parteitag zusammen, auf dem sie unter anderem ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahlen im Februar beschließen wird. Letzte Woche veröffentlichte die Partei den Programmentwurf in Form eines Leitantrags zum Parteitag. Ich beschäftige mich im Rahmen meiner Habilitation seit Jahren mit AfD-Parteiprogrammen, wobei mein Schwerpunkt auf der wirtschafts- und sozialpolitischen Positionierung liegt, konkret auf der Wirtschaftspolitik, der Rentenpolitik, der Arbeitsmarktpolitik sowie der Steuer- und Finanzpolitik. Vor diesem Hintergrund ordne ich im Folgenden den aktuellen Entwurf ein.
Der Kernbefund gleich vorneweg: Der seit Jahren oft beschworene sozioökonomische „Linksruck im Rechtspopulismus“ lässt sich auch im aktuellen AfD-Programmentwurf nicht beobachten. Trotz einiger sozialprotektionistischer Zwischentöne befürwortet die Partei insgesamt weiterhin Deregulierung und Steuersenkungen für Reiche, nicht aber Staatsintervention und Umverteilung. Neu ist jedoch, dass die Partei Wirtschaftspolitik und ihr ordoliberal-traditionalistisches Programm zur Rettung der deutschen Industrie nun in den Vordergrund rückt.
Nach einem Disclaimer zur Vermeidung enttäuschter Erwartungen (1) und einigen allgemeinen Punkten zu Form und Funktion von Parteiprogrammen (2), erläutere ich zunächst das Gesellschaftsbild der AfD-Programme (3). Danach weise ich zunächst auf die größte Neuerung hin: Im Programmentwurf wird die Wirtschaft- und Sozialpolitik erstmals in den Mittelpunkt gestellt und in die erste Reihe geschoben (4). Anschließend gehe ich darauf ein, inwiefern sich der Entwurf in den verschiedenen Bereichen gegenüber früheren Programmen verändert und inwiefern er konstant bleibt: In der Wirtschaftspolitik überwiegt die Konstanz, mit einer leicht gesteigerten Betonung der Marktaffinität (5), in der Sozialpolitik gibt es Neuerungen in Form von uneinlösbaren Wahlkampfversprechen an Rentner:innen und einer Rücknahme des in den letzten Jahren gezeigten Sozialprotektionismus in der Arbeitsmarktpolitik (6), in der Steuerpolitik bleibt es bei den alten Versprechen von Steuersenkungen, denen ein neues für Gastronom:innen hinzugefügt wird (7).
„Steuersenkungen für Reiche, ungedeckte Schecks für Rentner:innen und ein schlechteres Leben für Bürgergeldempfänger:innen. Über die Wirtschafts- und Sozialpolitik im aktuellen AfD-Entwurf für ein Bundestagswahlprogramm“ weiterlesenEine AfD-Strategie für ehemalige SPD-Wähler:innen? Mit diesen Positionen wohl eher nicht
table media berichtet, die AfD wolle bei der Bundestagswahl vermehrt auf die Themen Rente und Wohnen setzen, um ehemalige SPD-Wähler:innen abzugreifen. Nun ist die Wirtschafts- und Sozialpolitik der AfD Thema meiner (laaaangsam auf die sehr laaaange Zielgerade einbiegenden) Habilitation, daher ein paar Sätze.
„Eine AfD-Strategie für ehemalige SPD-Wähler:innen? Mit diesen Positionen wohl eher nicht“ weiterlesenHarmonie und Kompromiss im Bund, Kampf und Disziplinierung in den Ländern. Die „Professionalisierung“ der AfD
Bei den AfD-internen Entwicklungen fällt gerade eine starke Diskrepanz zwischen der ostentativ inszenierten Harmonie auf der Bundesebene und den regelrecht brutalen Kämpfen auf der Landesebene auf.
Auf der Bundesebene feiert man bei Parteitagen in den letzten beiden Jahren in erster Linie Harmoniefeste, weil die wesentlichen Entscheidungen jeweils im Vorfeld in Hinterzimmerabsprachen geklärt wurden (ganz wie bei den Großen).
Auf der Landesebene sind die Kämpfe dagegen so hart wie eh und je. Da werden Landesvorstände und Landesverbände mit allen Mitteln auf Linie der jeweiligen Landesvorstände gebracht und deren Personalvorstellungen kompromisslos durchgesetzt.
„Harmonie und Kompromiss im Bund, Kampf und Disziplinierung in den Ländern. Die „Professionalisierung“ der AfD“ weiterlesenSport ist seltsam. Zehn Punkte zum „Schutz des Frauensports vor Transfrauen“
Immer, wenn ich über die jüngst rund um den „Fall“ Imane Khelif wieder aufgeflammten Debatten um den „Schutz des Frauensportes vor Transfrauen“ nachdenke, fällt mir vor allem auf, was für eine absurde Institution Leistungssport ist und wie seltsam die ihn definierenden Grenzen sind. Zehn Punkte.
„Sport ist seltsam. Zehn Punkte zum „Schutz des Frauensports vor Transfrauen““ weiterlesenWo flutscht es, wo knirscht es? Ausblick auf den 15. Bundesparteitag der AfD
Am Wochenende findet in Essen der 15. Bundesparteitag der AfD statt. Während die einen sich auf Gegenproteste vorbereiten (und für Sonntag Regenklamotten einpacken sollten), liegt vor anderen (wie mir) ein Streaming-Marathon. Hier der Vorausblick auf die kommende Staffel der Reality-Drama-Show für Deutschland: Wo ist mit Harmonie, wo mit Zickenkrieg zu rechnen?
„Wo flutscht es, wo knirscht es? Ausblick auf den 15. Bundesparteitag der AfD“ weiterlesenEine kleine Rekonstruktion der fraglichen „Prüfung“ im BMBF
Aktuell gibt es einen Skandal, um „Prüfvorgänge“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Innerhalb des Ministeriums wurde von der Leitungsebene aus eine „Prüfung“ in Auftrag gegeben. „Geprüft“ werden sollte, ob man politische Meinungsäußerungen von Wissenschaftler:innen, die der Ministeriumsleitung missfielen, strafrechtlich oder durch den Entzug von bereits bewilligten Fördermitteln sanktionieren könnte. Konkret ging es um die Unterzeichnung eines offenen Briefes gegen die polizeiliche Räumung der Freien Universität. Diese „Prüfung“ lässt insgesamt auf autoritäre Haltungen der verantwortlichen Personen schließen, die „Prüfung“ förderrechtlicher Folgen im Besonderen verweist zudem auf einen Mangel an Achtung vor der Wissenschaftsfreiheit. Beides ist im für Wissenschaft zuständigen Bundesministerium untragbar. Zwar wurde der Vorgang durch Jurist:innen im Haus schnell gestoppt – die Konsequenzen, die sich die Ministeriumsleitung vorstellte, sind rechtlich völlig unvorstellbar.
Zahlreiche Wissenschaftler:innen und Verbände fordern nun Aufklärung und Konsequenzen für die verantwortlichen Personen. Entsprechend haben die Vorgänge zu Recht einige mediale Aufmerksamkeit erregt.
Im Folgenden versuche, die aktuell zur Diskussion stehenden Abläufe kurz zu rekonstruieren.
„Eine kleine Rekonstruktion der fraglichen „Prüfung“ im BMBF“ weiterlesenKeine Gleichsetzung, nicht unpolitisch, kein Skandal. Über die Reaktionen auf die gleichzeitige Beantragung von fünf Haftbefehlen am IStGH
Der Aufschrei, die gleichzeitige Beantragung von Haftbefehlen für die Führung der Hamas und Israels sei eine Gleichsetzung beider Seiten, ist keine angemessene Reaktion. Das Gegenargument, es handele sich bloß um eine unpolitische Anwendung von Recht, scheint mir aber auch nicht viel treffender.
„Keine Gleichsetzung, nicht unpolitisch, kein Skandal. Über die Reaktionen auf die gleichzeitige Beantragung von fünf Haftbefehlen am IStGH“ weiterlesenVortragsmitschnitt und Folien: Postkolonialer Antisemitismus? Rassismuskritik und Antisemitismuskritik im Streit um Israel
Am 8. Mai 2024 hielt ich an der FU Berlin einen Vortrag mit dem Titel „Postkolonialer Antisemitismus? Rassismuskritik und Antisemitismuskritik im Streit um Israel“. Weil mich mehrere Personen nach einem Mitschnitt und/oder den Folien gefragt hatten, habe ich den Vortrag spontan mit dem Telefon aufgenommen. Weil ich mich beim Sprechen durch den Raum bewegte, ist die Audioqualität leider sehr überschaubar.
In diesem YouTube-Video sind Folien und Audiodatei zusammengeschnitten:
„Vortragsmitschnitt und Folien: Postkolonialer Antisemitismus? Rassismuskritik und Antisemitismuskritik im Streit um Israel“ weiterlesenDie Partei der organisierten Menschenfeindlichkeit
Am Samstag durfte ich mit einem Input unter dem Titel „Demokratie in Gefahr? Standortbestimmung und Handlungsoptionen“ zum diesjährigen Jahresempfang des Arbeiter-Samariter-Bund NRW beitragen. Darin gehe ich auf die Liberalisierung der Gesellschaft, die Mobilisierung am rechten Rand sowie auf Handlungsoptionen ein. Im Folgenden dokumentiere ich das Redemanuskript.
„Die Partei der organisierten Menschenfeindlichkeit“ weiterlesen