Bei DieStandard.at ist ein weiterer Artikel über Beißreflexe erschienen, der die um das Buch entbrannte Debatte noch einmal knapp zusammenfasst. Dafür hat die Autorin Brigitte Teißel unter anderem mit mir gesprochen. Im Artikel findet sich meine im Juni für die Ruhrbarone formulierte Kritik noch einmal in a nutshell:
„‚Beißreflexe‘ hat einen Nerv getroffen. Es kommt zum richtigen Zeitpunkt, aber es ist nicht das richtige Buch“, sagt Floris Biskamp, Soziologe und Politikwissenschafter an der Universität Kassel. „Im Band werden Randphänomene aufgebauscht und als repräsentativ für Queerfeminismus oder die deutschen Geistes- und Sozialwissenschaften dargestellt. Manche Beiträge sind außerdem schlichtweg bösartig“, sagt der Wissenschaftler im Gespräch mit dem STANDARD.
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Die von Patsy l’Amour laLove kritisierte Hierarchisierung von Diskriminierungsformen – Rassismus und Transfeindlichkeit würden in der Szene als am schlimmsten gelten – identifiziert auch Politologe Biskamp als Problem. So würde der Rassismusvorwurf häufig alles andere „übertrumpfen“, Debatten dadurch erschwert oder verunmöglicht.
Auch der von den KritikerInnen unterstellte Fokus auf Sprache und Sprachpolitik sei durchaus feststellbar. „Das führt dazu, dass in linken Szenen eine streng kodifizierte, wenig intuitive Sprache gesprochen wird. Wenn Verstöße gegen die Sprachregeln dann auch noch streng sanktioniert werden, wirkt das natürlich abschreckend“, sagt Biskamp. Diese Sprache zu lernen falle Menschen mit akademischem Hintergrund tendenziell leichter – wodurch das ohnehin exklusive Umfeld sich weiter verenge.
Über solche Codes und Normen linker, feministischer Szenen eine sachliche – und damit fruchtbare – Debatte anzuregen war den AutorInnen der „Beißreflexe“ angesichts ausschweifender Polemik wohl kaum ein ernsthaftes Anliegen. „Und außerhalb der Szenen freut man sich: Die Linken spinnen, sie sagen es ja selbst“, meint Floris Biskamp.