Kritik zurückgezahlt in Raten #2 – Sonderzahlung: Zitieren und lügen

Meine Thesen zu Islamdebatten zwischen antimuslimischem Rassismus und demokratischer Kritik sind in den letzten Jahren mehrfach kritisiert worden. In längeren Texten tat dies schon vor drei Jahren Jan Huiskens, zuletzt taten es auch Sama Maani [1 2 3 4] und Felix Perrefort; darüber hinaus wurde Kritik auch in kürzeren Passagen oder in sozialen Medien formuliert. Anstatt eine umfassende Antwort in einem langen Text zu formulieren, zahle ich die Kritik in Raten zurück: Ich nehme jeweils einen einzelnen Aspekt heraus und gehe darauf in einem Blogbeitrag ein, wobei ich die strittigen Aspekte meiner Position zu begründen versuche. In dieser zweiten, außerplanmäßigen Rate gehe ich auf Felix Perreforts Zitationspraxis ein.

Eigentlich hatte ich nicht vor, Perreforts Pöbeleien gegen mich aufzunehmen und zurückzuzahlen. Wenn ich aus dieser Richtung ein „Islamkritik-Saboteur“ (Perrefort 2018: 1) genannt werde, verstehe ich das ohnehin als Erfolgsmeldung – denn das, was man dort unter „Islamkritik“ versteht, sabotiere ich nur zu gern. Und obwohl Perreforts Behauptung, es liege „nahe, dass [Biskamp] im ‚Kampf gegen rechts‘ und zur Aufrechterhaltung seines antirassistischen Deutungsmodells bewusst lügt und manipuliert“ (Perrefort 2018: 4), potenziell rufschädigend ist, kann man eine potenzielle Rufschädigung ganz gut ignorieren, wenn sie bei kritiknetz veröffentlicht wird.

Ebenso wenig wollte ich auf sein offenkundig auf Provokation zielendes Vokabular eingehen. Wenn er meint, mit dem Gerede von „Islamisierung“, „Massenzuwanderung“, „Kritikverboten“ und einem „progressiven Angriff auf die deutsche Sprache“ das Vokabular der Rechten aufgreifen zu müssen, um bei entsprechender Kritik dann sicherlich gekonnt zu erläutern, dass er ja etwas ganz anderes meine als die Rechten, sind das langweilige Spiele, die zu spielen ich keine Lust habe – nicht mit Perrefort, nicht mit Maul und nicht mit den anderen Jungs, die so viel Freude daran haben.

Vielmehr war mein Plan, aus dem Dreck, den er da in meine Richtung geschleudert hat, die Argumente herauszupicken und zum Anlass zu nehmen, meine Position in diesen Punkten noch einmal zu begründen – denn ich höre einige der von ihm geäußerten Zweifel öfter.

Als mir aber nun zu Ohren kam, dass ausgerechnet Perrefort sich von seinen politischen Gegner_innen ungenau zitiert fühlt, musste ich ein paar Tränen verdrücken und will nun doch kurz darauf eingehen, wie er selbst denn eigentlich so zitiert.

Mit Rechtsantideutschen reden[1]

Eines sei noch vorweggeschickt: Ich halte es sowohl moralisch als auch politisch für falsch, dass eine Gruppe von Störer_innen Perreforts Vortrag in Mainz verhindert hat. Moralisch liegen die Bedingungen, unter denen eine solche Aktion legitim wäre, in seinem Fall einfach nicht vor; politisch wurde der verhinderte Redner durch diese Aktion nur völlig unnötig aufgewertet, wo man ihn einfach hätte ignorieren oder mit ein paar Zeilen als Ideologen blamieren können.

Denn auch wenn ich die Argumentation von Mit Rechten reden in mancher Hinsicht für verfehlt halte, haben die Autoren in einem Punkt doch recht: Wenn Personen ihr Auftreten im Wesentlichen auf Provokation und Aufmerksamkeitsgenerierung auslegen, sollte man ihnen nicht grundlos den Gefallen einer entsprechend provozierten und Aufmerksamkeit generierenden Reaktion tun –insbesondere nicht in Situationen, in denen man sie auch einfach ignorieren kann.

Ich sehe keinen Grund, aus dem man mit den Perreforts, Mauls, Klaues, Schneiders, Wertmüllers, Witzmanns usw. aktiv das Gespräch suchen sollte – weder scheinen sie an einem Austausch von Argumenten interessiert, noch gibt es da etwas Interessantes zu erfahren, noch sind sie so relevant, dass man ihnen nicht mit Ignoranz und wohldosiertem Spott begegnen könnte.

Ich verstehe beim besten pluralistischen Willen nicht, warum irgendein sich als links verstehender AStA Referenten einlädt, deren Kerngeschäft darin besteht, die Linke als verlotterten Haufen zu beschimpfen. Aber wenn irgendein AStA sie denn doch einladen möchte, sollte man ihnen nicht den Gefallen tun, das auch noch zu einem Ereignis zu machen.

Zitieren und lügen

Anstatt aber nun weiter auf das Spektakel einzugehen und es damit zu vergrößern, will ich anhand von drei Beispielen darlegen, warum ich es erstens einigermaßen lustig finde, dass Perrefort sich über irreführende Zitate beschwert, und ich daraus folgend zweitens nicht glaube, dass man von Perreforts Texten irgendetwas lernen kann. Ich habe, das sei zugestanden, nur seinen gegen mich gerichteten Text gründlich gelesen. Dieser eine reicht mir aber aus, um zu wissen, wie er arbeitet und dass man dem von ihm Geschriebenen schlichtweg nicht trauen kann.

Denn Perrefort unterstellt mir, wie oben zitiert, Lügen und Manipulation – und um dies zu belegen, verbreitete er in manipulativer Weise Unwahrheiten.

Die erste Unwahrheit: Ich hätte die Kriminalität von Zuwanderern geleugnet

Eine Lüge unterstellt Perrefort mir insbesondere in Hinblick darauf, dass ich das verleugnete, was im hegemonialen Diskurs üblicherweise als „Ausländerkriminalität“ bezeichnet wird. Perrefort schreibt: „Was [Biskamp] jedoch hartnäckig leugnet […] ist die schlichte Tatsache, dass sich durch die Massenzuwanderung die Sicherheit nicht nur der Frau verschlechtert“ (Perrefort 2018: 3).

Nun ist es mit dem Leugnen so, dass man etwas nur dann leugnen kann, wenn man sich auch dazu äußert – und um etwas hartnäckig zu leugnen, müsste man sich entsprechend hartnäckig dazu äußern. Doch leider findet sich in dem Text, in dem ich diese Lüge verbreitet haben soll, keine einzige Stelle, an der ich mich explizit zur Frage äußere, ob „die Massenzuwanderung die Sicherheit nicht nur der Frau verschlechtert.“ Und weil ich mich zu dieser Frage nicht explizit äußere, kann ich auch nichts leugnen.[2]

Perrefort versucht durch tendenziöses Zitieren einen anderen Eindruck zu erwecken. Dafür bezieht er sich auf eine Stelle meines Textes, an der keinerlei Bezug zu Migration oder Geschlecht besteht. In dem Abschnitt, aus dem das Zitat stammt, diskutiere ich, ob Menschen in Deutschland gegenwärtig besonderen Grund zur Angst haben. Die entsprechenden Überlegungen leite ich wie folgt ein:

„Auch wenn materielle Versorgungslage und politische Stabilität in der Bundesrepublik im historischen und globalen Vergleich betrachtet gegenwärtig ausgesprochen positiv ausfallen, auch wenn die Kriminalstatistik keinen akuten Anstieg von Gewalt- und Straßenkriminalität belegt, der eine Rede von einem ‚immer größer werdenden‘ ‚Angstraum Stadt‘ rechtfertigen würde, können die Einzelnen in Deutschland durchaus begründet Angst haben“ (Biskamp 2017; S. 92).

In den folgenden Absätzen gehe ich dann auf die Ängste ein, die ich für begründet halte, wobei ich betone, dass „[a]uch in Bezug auf ‚Flüchtlingskrise‘ oder Islam […] nicht jede Angst der ‚Mehrheitsbevölkerung‘ völlig aus der Luft gegriffen“ (Biskamp 2017: 92) ist.

Wie macht nun Perrefort daraus ein ‚hartnäckiges Leugnen‘ einer Verschlechterung der Sicherheitslage (nicht nur) für Frauen? Zunächst zitiert er mich (formal korrekt) mit den des Hauptsatzes beraubten Worten aus dem Nebensatz, dass „die Kriminalstatistik keinen akuten Anstieg von Gewalt- und Straßenkriminalität belegt, der eine Rede von einem ‚immer größer werdenden‘ ‚Angstraum Stadt‘ rechtfertigen würde“ (Perrefort 2018: 4 bzw. Biskamp 2017: 92). Darauf moniert er dann, dass ich die weitergehenden Befunde derselben Kriminalstatistik ausblende, denen zufolge der Anteil von „Zuwanderern“ an Straftaten im Allgemeinen sowie an Straftaten gegen das Leben und gegen die sexuelle Selbstbestimmung im Besonderen überproportional ist. Nun stimmt es durchaus, dass ich auf diese Befunde nicht eingehe, aber eben deshalb, weil sie für den auf der Kriminalstatistik fußenden Teil meiner Argumentation völlig unerheblich sind. Denn auf die Statistik gehe ich nur ein, um darzulegen, dass die Menschen in der Bundesrepublik gegenwärtig insgesamt wahrscheinlich in der wohlhabendsten und sichersten Gesellschaft leben, die es in diesem Land jemals gegeben hat – und eben das ändert sich durch die von Perrefort zitierten weitergehenden Statistiken einfach nicht.

Was Perrefort hier tut, ist also Folgendes: Er reißt einen Satz, in dem es um die Versorgungs- und Sicherheitslage im Allgemeinen geht, so aus dem Kontext, dass seine Leser_innen diesen Bezug nicht kennen können; dann moniert er (wie am virtuellen Stammtisch üblich), dass ich nichts über die Kriminalität von „Zuwanderern“ sage; und schließlich macht er aus diesem Nichts-über-das-Thema-Sagen dann noch ein „hartnäckiges Leugnen“. Er lügt über meinen Text, um den Eindruck entstehen zu lassen, dass ich über die Welt lüge.

Er hätte sich ja gerne darüber beschweren können, dass ich mich in meinem Text nicht zu den Themen äußere, die er für die eigentlich wichtigen hält – das ist nicht die triftigste Form der Kritik, aber eine, die man diskutieren könnte. Stattdessen hat er es vorgezogen, mir fälschlich zu unterstellen, ich äußerte mich in falscher Weise zu diesen Themen.

Die zweite Unwahrheit: Ich hätte bestritten, dass Millionen Massen sind

Die nächste Unwahrheit folgt auf den Fuß. Glaubte man Perreforts Text, müsste man mich wirklich für verblendet halten. So fabuliert er mit einem irreführenden Zitat aus meinem Text von meiner

„irrwitzigen Diagnose, dass ‚die Behauptung […] hoher Geflüchtetenzahlen, mit der Wählerinnen ihre Entscheidung für die AfD begründen, kaum in Einklang mit der Realität zu bringen sind‘ – die Anzahl von über eine Million Flüchtlinge nimmt [Biskamp] offenbar nicht als hoch wahr“ (Perrefort 2018: 5 mit Zitat von Biskamp).

Zwar ist die Zahl eine Million gemessen an den Mengen, die andere, weitaus ärmere Länder aufnehmen, immer noch eine moderate Zahl, jedoch wäre es in der Tat irrwitzig sie nicht als ‚hoch‘ zu bezeichnen – sie ist die höchste in der Geschichte der Bundesrepublik. Jedoch geht es an der zitierten Stelle in meinem Text gar nicht um diese Million, deren übergroße Mehrheit zwischen Juni und November 2015 nach Deutschland kam. Vielmehr beziehe ich mich explizit auf den Zeitraum danach. Dies wird auch deutlich, wenn man den von Perrefort zitierten Halbsatz im Kontext sieht. Ausführlich schreibe ich:

„Wie sehr die von der rechten Propaganda beschworenen Ängste von den Realitäten, auf die sie sich berufen, entkoppelt sind, erkennt man schon daran, dass die Behauptung einer liberalen Flüchtlingspolitik und hoher Geflüchtetenzahlen, mit der Wähler_innen ihre Entscheidung für die AfD begründen, kaum in Einklang mit der Realität zu bringen sind. Seit dem Herbst 2015 ist die deutsche Asylpolitik zunehmend rigide und die Zahl der neu ins Land Gekommenen dementsprechend stark gesunken. Für die Wahlerfolge der AfD war das zunächst kein Hindernis, wie die Erfolge bei Landtagswahlen 2016 zeigen“ (Biskamp 2017: 94, Hervorhebungen hinzugefügt).

Wer diese Zeilen ohne manipulative Absicht liest, müsste verstehen, dass es mir gerade nicht um die Politik und die Zahlen aus dem Sommer 2015 geht, sondern darum, dass die Migrationspolitik ab dem Herbst 2015 zunehmend rigider wurde und die Zahl derjenigen, die es monatlich nach Deutschland schafften, entsprechend sanken. Seit dem Abkommen zwischen EU und Türkei aus dem März 2016 bewegen sich die Zahlen wieder auf einem Niveau von 10.000 bis 20.000 im Monat und somit noch unterhalb der Marke von 200.000 im Jahr, die sich Horst Seehofer als ‚Obergrenze‘ wünscht. Selbst diese 200.000 wären ein Viertel eines Prozents der Bevölkerung. Das sind meiner Einschätzung nach keine Massen und deshalb halte ich die Rede von ‚Massenzuwanderung‘ oder gar ‚offenen Grenzen‘ ab diesem Zeitpunkt für irreführend. Insofern ist es – und darum geht es mir – überraschend, dass die AfD mit der Forderung nach der Schließung einer weitgehend geschlossenen Grenze immer noch Erfolg hatte.

Perrefort hätte hier monieren können, dass es nun nicht irrational sei, wenn Wähler_innen sich 2016 noch auf Ereignisse aus dem Jahr 2015 beziehen. Dann könnte daraus eine Diskussion werden, in der ich erwidere, dass die reale AfD-Rhetorik aber fortlaufend suggerierte, die Grenzen seien offen und müssten endlich mit drastischen Maßnahmen geschlossen werden. Meinetwegen könnte er auch darlegen, dass auch Seehofers Obergrenze für ihn immer noch „hohe Zahlen“ und Massenzuwanderung  bedeutet. Jedoch scheint Perrefort an einer solchen Diskussion, in der wir auf die realen Argumente des Gegenübers eingehen, wenig interessiert. Denn indem er den einen Halbsatz als Zitat herausgreift und dann mit der Zahl von über einer Million kontrastiert, um die es mir erklärtermaßen nicht ging, erweckt er bei mit meinem Text nicht vertrauten Leser_innen wiederum einen völlig irreführenden Eindruck – die Tatsache, dass er sich noch extra die Mühe machte die „liberale Flüchtlingspolitik“ aus dem zitierten Halbsatz auszulassen, lässt nicht vermuten, dass dies aus Versehen passiert.

Die dritte Unwahrheit: Ich hätte geleugnet, dass es eine rationale Grundlage für Ängste gibt

Perrefort unterstellt mir noch eine weitere „Leugnung“, nämlich die „einer rationalen Ursache für Ängste“ und darüber hinaus „die Erklärung dieser Ängste zur Projektion“ (Perrefort 2018: 5).

Tatsächlich halte ich in meinem Text aber eben explizit fest, dass „die Einzelnen in Deutschland durchaus begründet Angst haben“ (S. 92) können, und zwar auch „in Bezug auf ‚Flüchtlingskrise‘ oder Islam“ (S. 93).[3] Jedoch komme ich eben zu dem Schluss, dass es einen Überschuss an Ängsten gibt, für die es keine hinreichende rationale Grundlage gibt. Um diesen irrationalen Überschuss zu erklären, ziehe ich dann geläufige sozialpsychologische Theoreme der kritischen Theorie heran.

Ich erkläre also nicht Ängste im Allgemeinen für unbegründet und deute sie als Projektion, sondern versuche eine Unterscheidung zwischen rational begründeten und irrational überschießenden Ängsten auszumachen um letztere durch Projektion zu erklären. Es mag ja sein, dass ich den rationalen Anteil unter- und den irrationalen überschätze – hätte Perrefort ein entsprechendes Argument formuliert, hätte auch das eine interessante Diskussion werden können. Aber solange Perrefort mir Aussagen unterschiebt, die ich nie getroffen habe, bleibt es Diffamierung und nicht Diskussion.[4]

Perreforts allzu selbstbewusstes Sprechen

Ich könnte nun noch lange so weiter machen und darlegen, wie es Perrefort schafft, meine Forderung nach demokratischer Kritik durch kreative Zitations- und Interpretationspraxis in ein „Kritikverbot“ umzudeuten; wie er einen Text, in dem ich das Conne Island gegen wohlfeile antirassistische Kritik verteidige, in das Gegenteil umzudeuten usw. Aber ich hoffe, die drei genannten Beispiele reichen fürs erste, um zu zeigen, wie Perrefort zitiert und kritisiert. Er zitiert Halbsätze herbei, um seinen diffamierenden Aussagen den Anschein von Legitimität zu verleihen.

Zum einen ist es daher bizarr, dass ausgerechnet er sich nun so lautstark darüber beklagt, irreführend und diffamierend zitiert worden zu sein. Zum anderen ist es deutlich, dass man seine Texte nur lesen kann, wenn man jedes einzelne seiner Zitate mit dem Original gegencheckt – und diese Mühen sind seine Gedanken wirklich nicht wert.

Zum Abschluss sei noch auf die Ironie verwiesen, dass ein Autor, der im besten Falle aus Schludrigkeit, im wahrscheinlicheren Falle aus voller Absicht, außer Stande ist, Texte auch nur halbwegs korrekt wiederzugeben, zugleich von seiner eigenen Urteilskraft über alle Maßen überzeugt ist. Ohne einen erkennbaren Anflug von Selbstzweifel räsoniert er über Fähigkeit und Unfähigkeit, „angemessen zu beurteilen, wie es um die Zuwanderer bestellt ist“ (ja, wie es um die Zuwanderer bestellt ist!) (Perrefort 2018: 6). Über den Islam weiß er ohnehin alles – ja bestimmt hat er im Gegensatz zu den dummen Menschen an den Universitäten diesen „Gegenstand durchdrungen“ (Perrefort 2018: 1).

Sollte Perrefort meine Warnung vor einem allzu selbstbewussten Sprechen, die er im Titel seines Textes aufnimmt und im Text zurückweist, auf sich bezogen haben, hatte er Unrecht und Recht zugleich: Unrecht, weil ich beim Formulieren freilich nicht an ihn dachte, Recht, weil er die damit eingeforderten Selbstzweifel so nötig hätte, wie kaum jemand sonst.

Literatur

Biskamp 2017

Perrefort 2018

Anmerkungen

[1] Courtesy of Kuku Schrapnell

[2] Am ehesten beziehe ich mich noch auf die Frage, wenn ich einleitend Höckes Rede von den „Angsträumen für blonde Frauen“ zitiere; aber dies tue ich nur, um den Begriff „Angsträume“ zu einzuführen, nicht um auf die Sicherheit von Frauen einzugehen – weil diese einfach nicht Thema meines Textes ist.

[3] Perrefort quittiert diese Textstellen so, dass ich „das Offensichtliche nicht leugnen“ (Perrefort 2018: 3) könne. Warum aber nun das eine offensichtlich und unleugbar sein soll und das andere nicht, erklärt er nicht.

[4] An dieser Stelle zeigt sich auch ein weiterer Zug, der Perreforts Textproduktion besonders uninteressant macht: sein bahamitisches Adeptentum. Als reiche es ihm nicht, dass seine Position und sein Stil ein Abklatsch der ohnehin auf überschaubarem Niveau formulierten Polemiken dieser Zeitschrift sind, muss er die entsprechenden Autor_innen auch noch bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten herbeizitieren, um sich durch ihre Autorität rückzuversichern. So hält er an der gerade zitierten Stelle fest, mit dem vermeintlichen Leugnen und Zur-Projektion-Erklären von Ängsten schließe ich „nahtlos an die antirassistische und frauenfeindliche Deutung der Silvesternacht 2015 an, die, wie Magnus Klaue darlegte, im Anschluss an Barbara Vinken, welche ‚[d]ie Attacken […] weniger als reale Vorfälle denn als nationalistisches Phantasma [versteht], als ‚Szenario‘, wonach ‚unsere deutschen, milchweißen Frauen‘ durch ‚fremde, dunkle Männer‘ bedroht seien‘, darauf hinaus lief, ‚den in Köln angegriffenen Frauen pauschal rassistische Projektionen unterstellen und ihnen die Fähigkeit absprechen zu können, das, was ihnen geschah, angemessen zu beurteilen‘ Unfähig zu sein, angemessen zu beurteilen, wie es um die Zuwanderer bestellt ist, ist offensichtlich weniger das Problem feministischer Kritiker, welche in der Lage sind, empirische Belege zur Kenntnis zu nehmen und sie in einen Zusammenhang mit den Erfolgen der AfD zu stellen. Diese hat sie eben nicht in erster Linie durch erfolgreiche Panikmache erzielt, sondern sich die ‚schlichte Tatsache [zunutze gemacht, so nun David Schneider], dass die ,Themen des Agitators‘, um es mit Leo Löwenthal zu sagen, ,entstellte Versionen echter sozialer Probleme‘ sind: eben echter sozialer Probleme, von denen nicht mehr gesprochen werden soll“ (Perrefort 2018: mit Zitaten von Klaue und Schneider, die Vinken und Löwenthal zitieren). Wenn die ‚feministischen Kritiker‘ Klaue und Schneider es denn sagen, dann wird es so sein. Und weil die das so sagen und das Perrefort irgendwie an das erinnert, was er über meine Texte denkt, kann man wohl auch sagen, dass ich ‚nahtlos‘ an Vinken anschließe. Dass ich gar nicht auf die Silvesternacht 2015 eingehe, stört bei solch assoziativ-autoritärem Schreiben ebenso wenig, wie die Tatsache, dass ich explizit von einer rationalen Grundlage für Ängste spreche.