Meine Thesen zu Islamdebatten zwischen antimuslimischem Rassismus und demokratischer Kritik sind in den letzten Jahren mehrfach kritisiert worden. In längeren Texten tat dies schon vor drei Jahren Jan Huiskens, zuletzt taten es auch Sama Maani [1 2 3 4] und Felix Perrefort; darüber hinaus wurde Kritik auch in kürzeren Passagen oder in sozialen Medien formuliert. Anstatt eine umfassende Antwort in einem langen Text zu formulieren, zahle ich die Kritik in Raten zurück: Ich nehme jeweils einen einzelnen Aspekt heraus und gehe darauf in einem Blogbeitrag ein, wobei ich die strittigen Aspekte meiner Position zu begründen versuche. In dieser ersten Ratenzahlung gehe ich auf das Verhältnis von Wahrheit, Vernunft, Ideologie und Kritik ein.
Inhalt
Was strittig ist: Kann Wahrheit ideologisch sein?
Für besondere Irritation hatte meine Aussage gesorgt, dass unter bestimmten Bedingungen [!!!] auch propositional wahre Aussagen oder Darstellungen als rassistisch oder allgemeiner gesprochen als ideologisch aus- und zurückgewiesen werden müssen. Sama Maani diagnostiziert mir hierfür – zu Recht! – eine „seltsame[…] Annahme“ über die Funktionsweise von Sprache. Felix Perrefort gibt sich mit einer solch zaghaften Formulierung freilich nicht zufrieden und erkennt in meinen Texten stattdessen eine „wirklich verrückt sprachmagische[…] Vorstellung“, aufgrund derer mir „der fundamentale Angriff auf die Öffentlichkeit und die Prinzipien der Aufklärung dann noch als antifaschistische Praxis“ erscheine. Ein Angriff auf die Aufklärung! Darunter macht Perrefort es natürlich nicht.
Der Grund für das Ausmaß der Irritation ist wahrscheinlich darin zu suchen, dass ich an der entsprechenden Stelle gewisse propositional wahre Aussagen über den Islam unter bestimmten Bedingungen als rassistisch ausweise, was meine Kritiker_innen durchaus verständlicherweise befürchten lässt, dass man nun nicht einmal mehr die Wahrheit über den Islam sagen dürfe, ohne sich Rassismus vorwerfen lassen zu müssen. Jedoch möchte ich das Thema Islam bzw. Islamdebatten (über das wir uns vorerst wohl kaum einigen können) zunächst einmal zurückstellen (Ich höre Perreforts Lachen bis nach Köln: “Als hätte Biskamp je etwas zum Thema Islam gesagt!”). Stattdessen möchte ich die meiner Aussage zugrundeliegenden theoretischen Überlegungen abstrakt sowie anhand anderer Beispiele darlegen. So kann sich herausstellen, ob und wenn ja wo in diesen Fragen überhaupt ein relevanter theoretischer Dissens existiert – oder ob der Dissens vielmehr nur in Bezug auf die angemessene Anwendung prinzipiell konsensfähiger theoretischer Annahmen auf Islam und Islamdebatten besteht.
Ich sehe ein, dass die These, wahre Aussagen könnten ideologisch sein, kontraintuitiv ist, weshalb ich sie hier begründen möchte. Dafür ist zunächst das Verhältnis von Wahrheit, Vernunft, Ideologie und Kritik darzustellen – alle vier Begriffe sind offenkundig relativ sperrig und werden in sehr unterschiedlicher Weise verwendet. Zudem sind alle vier Begriffe stark normativ aufgeladen – die der Wahrheit, Vernunft und Kritik eher positiv, der der Ideologie eher negativ. Zwar gibt es auch durchaus Verwendungsweisen, die normativ neutral oder gar umgekehrt aufgeladen sind (man denke den Marxismus-Leninismus, der sich selbst mit Stolz als Ideologie versteht, oder an Nietzsches Verachtung für einen moralischen Wahrheitsbegriff), aber soweit ich sehe, ist die grundlegende normative Bewertung zwischen mir und meinen Kritiker_innen weitgehend unstrittig.
Worin wir uns hoffentlich einig sind: Vernunft, Kritik, Ideologie und Ideologiekritik
Ich vermute, dass unser Konsens noch weiter geht und wir uns zumindest auf grobe Bestimmungen der vier Begriffe einigen können:
Erstens können wir uns vermutlich alle darauf einigen, dass es eines emphatischen und normativ positiv aufgeladenen Vernunftbegriffs bedarf und dass diese Vernunft als eine prüfende Instanz verstanden werden sollte. Als theoretische Vernunft prüft sie einzelne Aussagen über den Zustand der Welt sowie über ganze Weltbilder und weist sie gegebenenfalls als unvernünftig zurück; als praktische Vernunft prüft sie Handlungsweisen, soziale Normen sowie gesellschaftliche Institutionen und weist sie gegebenenfalls als unvernünftig zurück. (Ein wirklich schlimmer Aufklärungsverräter bin ich!)
Zweitens können wir uns vermutlich auch darauf einigen, dass von Gesellschaftskritik in einem emphatischen Sinne dann zu sprechen ist, wenn eine solche Vernunft nicht in wahlloser Weise hier und da ein bisschen herumkrittelt, sondern systematisch versucht, genau die gesellschaftlichen Bedingungen zu benennen, die menschliches Leiden verursachen und einem selbstbestimmten Leben im Wege stehen.
Drittens könnten wir uns dann vermutlich darauf einigen, dass von Ideologie zu sprechen ist, wenn Vernunft in einer systematischen Weise suspendiert oder verzerrt ist, sodass bestimmte (Herrschafts-)Verhältnisse oder Weltbilder der Vernunftprüfung effektiv entzogen bleiben. Dies führt dann mindestens dazu, dass vernünftig nicht rechtfertigbare Verhältnisse als legitim erscheinen und unhinterfragt fortbestehen können; im schlimmeren Fall führt es zur Errichtung qualitativ neuer, mithin totalitärer Formen von Herrschaft – und somit zu noch mehr Gewalt, Leiden und Mord. So verstandene Ideologie ist die natürliche Gegnerin von Vernunft und Gesellschaftskritik, besteht ihr Effekt doch gerade darin vernünftige Kritik zu unterminieren oder ins Gegenteil zu verkehren.
Als Kombination diesen drei Bestimmungen können wir uns dann wohl auch darauf einigen, dass Gesellschaftskritik auch Ideologiekritik sein und die ideologischen Verzerrungen oder Suspendierungen von Vernunft skandalisieren muss – in der Hoffnung, dass Vernunft ihrer durch Ideologie gesetzten systematischen Grenzen reflektiv gewahr werden und deren Bedingungen überwinden kann.
Propositionaler und emphatischer Wahrheitsbegriff
Die Antwort auf die Frage, wie sich der Begriff der Wahrheit zu diesen Bestimmungen verhält, hängt davon ab, wie man Wahrheit definiert. Hierfür gibt es grob zwei Variante: Man kann entweder einen relativ nüchternen Begriff propositionaler Wahrheit oder einen normativ anspruchsvolleren emphatischen Wahrheitsbegriff vertreten.
Der nüchterne Begriff von Wahrheit ist sehr intuitiv: Wahrheit ist dann ein Kriterium, um Aussagen über die Welt zu beurteilen: Wenn die Aussagen (nach dem Stand der verfügbaren Fakten und Argumente) zutreffen (also „mit der Realität übereinstimmen“), sind sie wahr; wenn sie nicht zutreffen, sind sie unwahr; lässt sich das Zutreffen nicht hinreichend beurteilen, lässt sich der Wahrheitsgehalt nicht zuverlässig bestimmen. Jede Aussage über die irrelevantesten Details der Welt kann dann als wahr gelten, solange sie nur zutrifft. Dies nenne ich im Folgenden einen propositionalen Wahrheitsbegriff.
Der anspruchsvollere Begriff gibt sich mit solch banalen Kriterien nicht zufrieden. Vielmehr ist dann von Wahrheit in einem emphatischen Sinne nur zu sprechen, wenn die fraglichen Aussagen auch zusätzlichen Kriterien genügen, die mit den oben skizzierten Begriffen von Vernunft und Kritik einhergehen. So heißt es bei Adorno: „Das Bedürfnis, Leiden beredt werden zu lassen, ist Bedingung aller Wahrheit“ (Negative Dialektik, S. 29). Einem solchen Begriff zufolge, kann eine Aussage nur dann als wahr gelten, wenn sie letztlich auf das Sichtbarmachen von Leiden zielt. Irgendeine beliebige Aussage über irgendeinen nebensächlichen Sachverhalt in der Welt mag dann zwar empirisch zutreffen; solange sie aber nicht einem Bedürfnis folgt, Leiden beredt werden zu lassen, ist sie nicht wahr. Dies nenne ich im Folgenden einen emphatischen Wahrheitsbegriff. Der emphatische Wahrheitsbegriff schließt dabei den propositionalen freilich ein: Auch Aussagen, denen ein emanzipatorisches Bedürfnis zugrunde liegt, können nur als wahr gelten, wenn sie auch in der Sache zutreffen.
Ideologie und Wahrheit
Die These, dass auch empirisch zutreffende Aussagen unter gewissen Bedingungen als ideologisch zurückzuweisen sind, lässt sich mit beiden Wahrheitsbegriffen formulieren, jedoch nimmt die Formulierung jeweils eine etwas andere Form an:
Im emphatischen Wahrheitsbegriff ist ein dieses Argument gewissermaßen impliziert. Zwar steht Wahrheit hier definitionsgemäß in Übereinstimmung mit Vernunft und Kritik sowie in Gegnerschaft zu Ideologie; jedoch sind sachlich richtige Einzelaussagen eben nicht notwendigerweise wahr. Wenn sie sich zu Leiden neutral verhalten oder gar geeignet sind, es zu verschleiern, anstatt es beredt werden zu lassen, müssen sie als unwahr und ideologisch gelten – auch wenn sie zutreffen.
Mit dem propositionalen Wahrheitsbegriff kann man dieselbe Argumentation in der Sache aufnehmen, muss sie nun aber so formulieren, dass das Verhältnis von Wahrheit zu Vernunft, Kritik und Ideologie kontingent ist: Zwar werden ernstgemeint ausgesprochene unwahre Aussagen kaum je als vernünftig und kritisch gelten können; aber andersherum sind wahre Aussagen noch lange nicht kritisch und vernünftig und auch nicht davor gefeit ideologisch zu sein. (Perrefort weiß das freilich, bescheinigt er mir doch, ich wüsste “wie man mit den Fakten lügen kann”. Auch für Maani ist das erklärtermaßen banal.)
Entscheidend ist nicht, welchen dieser Wahrheitsbegriffe man verwendet – wenn man es entsprechend kennzeichnet, kann man sehr gut beide verwenden. Entscheidend ist, dass man mit dem Begriff reflektiert umgeht und nicht unauffällig zwischen beiden Wahrheitsbegriffen changiert. Genau das tut man aber, wenn man einerseits (einem emphatischen Wahrheitsbegriff folgend) darauf beharrt, dass Wahrheit niemals ideologisch oder unvernünftig sein könne, und andererseits Einzelaussagen mit dem bloßen Verweis darauf, dass sie sachlich zutreffen, schon als wahr, vernünftig, kritisch und ergo nicht ideologisch ausweist. Dann weicht man Kritik aus, indem man zwei verschiedene Begriffe von Wahrheit heimlich in eins setzt – und das ist ganz sicher nicht vernünftig, sondern wahrscheinlich ideologisch.
Betrachtet man einzelne Aussagen über die Welt oder kleinere Ansammlungen von Aussagen isoliert, kann man zwar durchaus entscheiden ob sie propositional wahr, also sachlich zutreffend sind; über ihren ideologischen Charakter oder ihre Vernünftigkeit kann man aber oftmals sinnvoll nur unter Einbeziehung des Kontexts entscheiden.
Zwei Beispiele: Eurokrise und israelbezogener Antisemitismus
Dies sei kurz anhand zweier nicht islambezogener Beispiele illustriert.
Nehmen wir erstens die zahlreichen Texte von Hans-Werner Sinn zur Euro-Krise (zum Beispiel diesen). Diese enthalten zahlreiche Darstellungen ökonomischer Daten und Fakten, die zum allergrößten Teil als propositional wahr gelten müssen. Sinn stellt dar, wie die Zinsen, die Euro-Staaten für Staatsanleihen zahlen mussten, nach der Einführung der Gemeinschaftswährung zunächst konvergierten; er stellt dar, wie insbesondere Griechenland die Möglichkeit, billigere Kredite aufzunehmen, nicht zum Abbau von Schulden, sondern zur Steigerung der Staatsausgaben nutzte; er stellt dar, dass in Griechenland dann einerseits Hochkonjunktur herrschte, aber die griechische Wirtschaft andererseits immer weiter an Wettbewerbsfähigkeit einbüßte; er stellt dar, dass der private und öffentliche Schuldenstand immer weiter anstiegen. Kaum etwas davon ist empirisch unzutreffend, allenfalls sind einige der behaupteten Kausalbeziehungen fragwürdig. Eine Darstellung des Verlaufs der Krise müsste die von Sinn benannten Sachverhalte ebenfalls benennen und in die Erklärung einbeziehen. Nichtsdestoweniger sind Sinns Darstellungen insgesamt als ideologisch zu bewerten, weil sie als Ursachen der Krise letztlich allein eine vermeintlich verantwortungslose Ausgabenpolitik der Süd-Länder benennt, aber den deutschen Beitrag zum Ungleichgewicht durch zu niedrige Löhne und entsprechende Exportüberschüsse völlig ignoriert (s. hierzu z.B. Flassbecks Kritik) und die deutsche Wirtschaft stattdessen als Opfer der Südländer darstellt. Damit tragen diese Darstellungen effektiv dazu bei, dass Ungleichgewichte in der Eurozone der Vernunftprüfung entzogen bleiben – somit handelt es sich um Ideologieproduktion.
Stellen wir uns zweitens ein hypothetisches Buch über den Nahostkonflikt vor, das zu 100% aus propositional wahren Einzelaussagen besteht. Stellen wir uns vor, dieses Buch hieße Schwarzbuch Zionismus und alle Einzelaussagen bezögen sich aber ausnahmslos auf Gewalt, die von zionistischer und nach der Staatsgründung von israelischer Seite ausgeübt wurde, auf Rassismus in der israelischen Gesellschaft, auf Fälle, in denen Palästinenser_innen unschuldige Opfer von Gewalt wurden, usw. usf. Dabei blieben jedoch antisemitische Legenden über Brunnenvergiftung ebenso aus wie Relativierungen der Shoah. Alle Einzelaussagen im Buch wären propositional wahr und könnten für sich genommen nicht als ideologisch oder antisemitisch kategorisiert werden – vielmehr könnten und müssten viele von ihnen auch Teil einer korrekten Darstellung politischer Dynamiken in der Region sein. In ihrem Kontext, nämlich in einem Buch, das ausschließlich aus solchen Aussagen besteht, kann aber doch kein Zweifel darüber bestehen, dass es sich bei einem solchen Buch in deutschen Buchhandlungen effektiv um Ideologie handelt. Ob diese proportional wahren Aussagen also auch in einem emphatischen Sinne wahr, vernünftig und kritisch oder ob sie eben ideologisch und israelbezogen antisemitisch sind, hängt davon ab, zwischen welchen anderen Sätzen sie stehen. Oder um es mit der Begrifflichkeit zu formulieren, die aktuell in Bezug auf Talkshows und Medienberichterstattung so oft verwendet wird: Es kommt auf das Framing an.
In beiden Fällen zeigt sich, dass auch eine Ansammlung wahrer Aussagen ideologisch sein kann. Ideologisch ist sie, weil Vernunft hier nicht dem universalistischen Bedürfnis folgt, menschliches Leiden beredt werden zu lassen, sondern dabei jeweils einseitig verzerrt und suspendiert auftritt – im einen Fall, indem sie alle Krisenursachen in Griechenland statt in Deutschland verortet, im anderen Fall, indem sie Israel als besonders böse erscheinen lässt. Diese einseitig verzerrte oder suspendierte Vernunft trägt dann als Ideologie effektiv dazu bei, dass nicht rechtfertigbare Zustände und Politiken als vernünftig und rechtfertigbar erscheinen.
Um es nochmals zu betonen: Es geht mir nicht darum, dass irgendeine Einzelaussage in einem dieser Texte isoliert betrachtet ideologisch wäre. Im Gegenteil könnte jede einzelne dieser sachlich zutreffenden Aussagen auch Teil eines im emphatischen Sinne gesellschaftskritischen Textes sein. Gleichzeitig ist die Ideologie den Einzelaussagen aber auch nicht äußerlich; die Einzelaussagen sind nicht bloß eine Fassade aus Wahrheit, hinter der Lügen versteckt würden. Im Gegenteil wird die ideologische Zuspitzung und Verzerrung umso stärker, je mehr dieser Aussagen im Text versammelt sind. Die Ideologie steckt insofern doch eher in als hinter den wahren Aussagen, aber nur in diesem Kontext.
Wenn Sama Maani meine „seltsame[…] Annahme“ so beschreibt, dass „Aussagesätze als solche […]je nachdem von wem und in welchem Zusammenhang sie verwendet werden – auf gleichsam magische Weise – ihren Charakter und ihre Bedeutung verändern“ könnten, trifft er meinen Punkt zur Hälfte. Von einer Bedeutungsänderung muss ich nicht unbedingt ausgehen. Es mag sein, dass eine Beschreibung eines von Israelis begangenen Massakers kontextunabhängig immer ungefähr dasselbe bedeutet. Aber je nachdem, in welcher Art von Buch sie steht, kann sie mal ein Beitrag zu einer gesellschaftskritischen Darstellung der Konfliktgeschichte und mal ein Beitrag zu Produktion israelbezogen antisemitischer Ideologie. Um das einzusehen, braucht bedarf es keiner Magie, Common Sense sollte genügen.
To be continued…
Nun drängen sich zwei Einwände auf: Erstens könnte man einwenden, dass ich ja heimlich immer noch mit propositionalen Wahrheitskriterien operiere – schließlich moniere ich in beiden Fällen, dass durch die selektive Ansammlung und Verknüpfung propositional wahrer Teil-Aussagen eine einseitig verzerrte und in diesem Sinne unwahre Gesamtdarstellung entsteht. Dieser Einwand ist durchaus treffend und tatsächlich halte ich eine sachlich angemessene Gesamtdarstellung für das erstrebenswerte Ziel. Allerdings kommt es mir gerade darauf an zu zeigen, dass die Bestimmung von Wahrheit in diesem Sinne eine reichlich komplexe Angelegenheit ist und sich nicht schon darin erschöpfend beweist, dass alle Einzelaussagen propositional wahr sind. Will man diskutieren, ob ein Text ideologisch ist, reicht die Prüfung aller Einzelaussagen auf propositionale Gültigkeit nicht aus, eine aufwändigere Argumentation ist vonnöten.
Zweitens könnte man einwenden, dass ich an dieser Stelle etwas ganz anderes dargelegt habe, als ich in meinen Texten über den Islam behaupte, in denen ich den ideologischen Gehalt explizit auch „vom sozialen Kontext, in dem die Aussage getroffen wird, sowie von der sozialen Positioniertheit der Person, die die Aussage trifft“ abhängig gemacht habe. Hier möchte ich auf die folgenden Raten meiner Kritikrückzahlung vertrösten, in denen ich darlege, wie man von den hier vorgebrachten Argumenten zu dieser These kommt.